Der Posthumanismus ermöglicht es uns,
über die Dichotomien von Mensch und Maschine,
Natur und Kultur hinauszugehen.Donna Haraway, Wissenschaftstheoretikerin und Autorin Cyborg Manifesto
Tatyana von Leys (Künstlerin | Autorin | Kosmopolitin ) erschafft in der BURN-IN Ausstellung ZWISCHEN ZELLEN UND ZEITEN eine symbiotische Einheit aus Kunst, Wissenschaft und Philosophie. In diesem fesselnden Dreiklang entfaltet sich ein tiefgründiger Diskurs über die zukünftigen Möglichkeiten des Menschseins. Lassen Sie sich entführen in eine Welt, in der die Vergänglichkeit der Zeit und die Ewigkeit des Seins in einem kraftvollen Spannungsfeld verschmelzen.
In einer Welt, die zunehmend von technologischen Errungenschaften und wissenschaftlichen Entdeckungen geprägt ist, steht die Künstlerin Tatyana von Leys mit ihrer Ausstellung ZWISCHEN ZELLEN UND ZEITEN an der Schwelle zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen, zwischen dem Menschlichen und dem Posthumanen. Ihre Werke überzeugen künstlerisch und sind gleichzeitig tiefgründige Reflexionen über die Transformation des menschlichen Denkens und Seins in einer Ära, die durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine gekennzeichnet ist.
Die Serie MolecularART verwischt auf meisterhafte Weise die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft. Durch die Verwendung von Mikroskopbildern und subzellulären Strukturen schafft von Leys Werke, die auf den ersten Blick an die Präzision wissenschaftlicher Illustrationen erinnern, aber zugleich von einer poetischen Tiefe durchdrungen sind, die den Betrachter auf eine Reise in die Unsichtbarkeit der Materie mitnimmt. Alle Werke sind ästhetisch ansprechend und inspirieren über die grundlegenden Bausteine des Lebens und deren Bedeutung im Kontext einer sich verändernden Welt nachzudenken.
In den Zyklen Posthuman Studies und Non Dualistic Thinking initiiert von Leys einen Dialog mit der Tradition der Kunstgeschichte und verweist darin auf Porträts von Jean Auguste-Dominique Ingres und Leonardo da Vinci. Diese historischen Bildnisse werden durch subtile Verfremdungen und die Einbindung moderner, molekularer Strukturen in eine neue, zeitgenössische Form überführt. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen dem Bewahren und dem Verändern, das die Fragilität der menschlichen Existenz im Angesicht der technischen Fortschritte und der sich wandelnden Definition von Identität und Bewusstsein thematisiert. Es ist diese Verknüpfung von Altem und Neuem, die den Werken eine besondere Tiefe und Resonanz verleiht.
Von Leys’ Auseinandersetzung mit dem Transhumanismus spiegelt sich in der gesamten Ausstellung wider. Ihre Kunst hinterfragt die Grenzen des Menschseins und stellt die Frage, wie weit die Verschmelzung von Mensch und Maschine gehen kann, ohne dass das Wesen des Menschlichen verloren geht. Die Werke laden den Betrachter ein, über die Möglichkeiten und Gefahren einer Zukunft nachzudenken, in der der Mensch nicht mehr an seine biologische Form gebunden ist. Dabei bleibt stets eine leise, aber spürbare Skepsis gegenüber der Hybris des technologischen Fortschritts, die die Menschheit in eine neue, ungewisse Ära führen könnte.
Das kleine Buch zum neuen Denken, das in dieser Ausstellung ebenfalls eine zentrale Rolle spielt, bietet den theoretischen Unterbau zu den künstlerischen Arbeiten von von Leys. Es reflektiert die tiefgreifenden Veränderungen, die der digitale Wandel und der Fortschritt in der Wissenschaft mit sich bringen, und fordert dazu auf, bestehende Denkmuster zu hinterfragen. Die Ausstellung ZWISCHEN ZELLEN UND ZEITEN setzt diese Reflexionen visuell um und macht die abstrakten Konzepte des Buches greifbar. Hier wird das Buch nicht nur als Begleittext verstanden, sondern als integraler Bestandteil des künstlerischen Ausdrucks.
In ZWISCHEN ZELLEN UND ZEITEN gelingt es Tatyana von Leys, eine Brücke zwischen den Welten zu schlagen: zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Mensch und posthumanen Wesen. Ihre Werke eröffnen uns neue Perspektiven auf das Menschsein und laden uns ein, in einer Zeit des ständigen Wandels innezuhalten und über die ewigen Fragen nachzudenken, die uns alle bewegen. In einer Welt, die sich immer schneller verändert, bietet diese Ausstellung einen Raum der Reflexion, in dem das Vergehen der Zeit und die Beständigkeit des Seins in einen harmonischen Dialog treten.
Vernissage
BURN-IN lädt zur Ausstellungseröffnung am 19. September 2024 18 Uhr.
Location
BURN-IN Galerie im Gerngross 2. OG | 1070 Wien, Mariahilfer Straße 42-48
#KunstTRANSFER
Die Zukunft der Kunst in einer posthumanen Welt
In seinem Werk Zufall und Notwendigkeit aus dem Jahr 1970 stellt der Molekularbiologe Jacques Monod die Frage, inwiefern sich aus den Selbstorganisationsprozessen der Moleküle soziokulturelle Theorien ableiten lassen. Diese Betrachtung geht weit über die reine Biologie hinaus und befasst sich mit den Grundfragen menschlicher Existenz: mit Philosophie, Ethik und Politik. Monods Vision, vom Kleinen ins Große zu denken, spiegelt sich in der Kunst von Tatyana von Leys wider, die die molekulare Grundlage des Lebens mit der Idee der Selbsterschaffung und des posthumanen Daseins verknüpft.
Von Leys erweitert Monods Gedankenwelt und zeigt, wie die Menschheit durch den Fortschritt in Wissenschaft und Technik in einen kontinuierlichen Prozess der Selbstmodifikation eintritt. Sie verschmilzt die Konzepte von GreenART, Nachhaltigkeit und Posthumanismus zu einer künstlerischen Erzählung, die sowohl die industrielle Revolution als auch die Gentechnik als zentrale Elemente der zukünftigen kulturellen Entwicklung aufgreift. Ihre Kunst wird zur Reflexion über die Bedeutung von Natur, Kultur und Technologie in einer Welt, in der traditionelle Grenzen verschwimmen und neue Formen des Daseins entstehen.
Angesichts dieser tiefgreifenden Veränderungen stellt sich die Frage: Welche Rolle wird die Kunst in einer posthumanen Ära spielen? In einer Zeit, die von genetischer Modifikation und technologischer Integration geprägt ist, fordert von Leys dazu auf, Kunst als Teil eines größeren, programmierbaren Systems zu betrachten. Eine neue Form von Kultur, in der der menschliche Körper nicht mehr das zentrale Element, sondern eine wandelbare Komponente ist, die ständig neu definiert wird. Ihre Ausstellung ist eine Einladung, über die Rolle der Kunst in einer transhumanen Zukunft nachzudenken und eine Welt zu erkunden, in der das Menschliche nicht mehr an den physischen Körper gebunden ist.