In einer Welt, die uns täglich mit klaren Strukturen und definierten Formen konfrontiert, eröffnet die Ausstellung JENSEITS DER FORM einen aufregenden Perspektivenwechsel. Im BURN-IN Kunstraum erleben wir die kraftvollen Werke der österreichischen Künstlerin Tilde Anna Jäger. Sie entführt uns in eine Welt des Unbewussten und der Empfindungen, jenseits des Sichtbaren. Jägers Arbeiten bestechen durch intensive Farben, dynamische Strukturen und einen eigenständigen Ausdruck innerer Zustände – intime Reflexionen des Menschseins, die berühren und zum Nachdenken anregen.
Die Ausstellung setzt den Schwerpunkt auf Jägers unverwechselbaren Stil, der sowohl das Informel als auch den Abstrakten Expressionismus verkörpert. Diese Kunststile betonen das spontane, intuitive Schaffen und zielen darauf ab, das Innere sichtbar zu machen. Jäger arbeitet jenseits der traditionellen Formgebung – sie überträgt ihre Emotionen, Inhalte und tiefenpsychologischen Einflüsse auf großformatige Leinwände, die das Sehen zu einem ganzheitlichen Erlebnis werden lassen.
Ihre künstlerische Praxis ist geprägt von einem dynamischen, assoziativen Prozess. Sie beschreibt sich selbst als autodidaktische Einzelkämpferin, deren Werke aus einem schöpferischen Zusammenspiel von Explosion und Reflexion entstehen. Am Anfang steht das impulsive, fast musikalische Schaffen, vergleichbar mit der tachistischen Herangehensweise des Informel, bei der der kreative Fluss in seiner reinsten Form Ausdruck findet. Danach folgt die geduldige Evaluierung und Perfektionierung, die ihren Bildern jene Tiefe und Ausdruckskraft verleiht, die den Betrachter fesseln.
Inspiriert von den tiefenpsychologischen Theorien von Freud und Jung, geht Jäger auf eine introspektive Reise in ihrem kreativen Prozess. Ihre Arbeiten entstehen aus einem bewussten Dialog mit dem eigenen Unterbewusstsein, was sie selbst als eine Art Reise ins Innere beschreibt. Diese Verbindung zwischen Körper und Geist, Empfindung und Darstellung, zeigt sich in ihren ausdrucksstarken Bildern, die sich oft einer eindeutigen Interpretation entziehen und gerade dadurch eine starke emotionale Resonanz auslösen.
Die meist großformatigen Acrylwerke aus den Jahren 2000 bis 2022 vereinen sich zu einem orchestralen Gesamtwerk, in dem Farben und Formen wie Musik aufeinander abgestimmt eine harmonische Klanglandschaft für das Auge schaffen. Jäger begibt sich dabei auf eine Suche nach der Essenz des menschlichen Daseins – abseits von formalen Grenzen und Konventionen. Mit ihrem kraftvollen Farbauftrag und der spontanen Linienführung schafft sie Werke, die als visuelle Erkundung des Inneren betrachtet werden können. Ihre Bilder sind wie Spiegel, die uns nicht nur das Selbst, sondern auch die vielen Facetten der menschlichen Existenz offenbaren.
Dr. Wilfried Seipel unterstreicht die Relevanz von Jägers Arbeiten und hebt ihre Fähigkeit hervor, "das Unbewusste in einer Weise zu materialisieren, die den Betrachter nachhaltig bewegt." Jägers Werke sind nicht bloß Abbilder des Sichtbaren, sondern materialisierte Reflexionen des inneren Lebens. Sie transformiert komplexe Emotionen und gesellschaftliche Themen in fesselnde visuelle Formate, die uns als Betrachter einladen, tiefer in uns selbst zu schauen und unsere eigene Wahrnehmung zu hinterfragen.
Die Ausstellung JENSEITS DER FORM ist mehr als nur eine Präsentation abstrakter Kunstwerke. Sie ist eine Einladung, sich auf das Unbekannte einzulassen, die äußeren Formen zu durchbrechen und in die Welt des Empfindens einzutauchen. Tilde Anna Jäger eröffnet einen Raum jenseits des Sichtbaren – einen Raum, in dem Kunst zur Brücke zwischen dem bewussten Verstand und dem unbewussten Empfinden wird.
Vernissage
BURN-IN lädt zur Ausstellungseröffnung am 07. November 2024 18 Uhr.
Gastredner: Dr. Berthold Ecker (Wien Museum)
Location
BURN-IN Galerie im Gerngross 2. OG | 1070 Wien, Mariahilfer Straße 42-48
#KunstTRANSFER
Die Alchemie des KunstErlebens: Vom Schaffen, Zeigen und Sammeln von Kunst.
Kunst ist bei Tilde Anna Jäger ein ungezähmter, sinfonischer Prozess – ein Akt der Befreiung und zugleich eine orchestrale Verschmelzung des Unbewussten mit der Leinwand. Das Informel, dieser Kunststil, der sich weigert, starr definiert zu werden, greift die Zufälle, Emotionen und transformiert sie in ein kraftvolles Crescendo aus Farbe und Bewegung. Tilde Anna Jäger dirigiert mit jedem Pinselstrich eine künstlerische Sinfonie, in der die Alchemie des Schaffens die Bühne betritt: Kunst, nicht als bloßes Abbild, sondern als wahre Überlebensstrategie. Genau so habe ich Jäger in unserer Zusammenarbeit erlebt – als eine Kämpferin, die durch das orchestrale Chaos der Kunst wandert, um schließlich einen inneren Klang zu finden, der im Betrachter widerhallt. Der Sammler wird dabei zum Zeugen und zugleich Teil dieses künstlerischen Wunders, indem er die orchestrierte Alchemie in seine eigene Welt integriert, von der Rohkraft der Künstlerin verzaubert.
Und dann geschieht es: Der Sammler nimmt das Werk in seine Obhut, wo es außerhalb der Galerie, jenseits des Ateliers, seine klangvolle Wirkung entfaltet. Die „Alchemie des KunstErlebens“ setzt sich in Bewegung, eine visuelle Melodie, die sich entfaltet und einen ständigen Dialog anstößt. Das Werk atmet, es schwingt, es pulsiert – es erzählt vom Schaffen, vom Überleben und vom triumphalen Aufbäumen über das Formlose. Die Farben ertönen mal laut, mal leise, niemals endgültig, sondern in ständiger Bewegung im Blick und in der Perspektive des Betrachters. Der Kunstkauf wird so viel mehr als der reine Akt des Besitzens – er ist der Auftakt einer Sinfonie, eines Erlebens, das sich fortwährend weiterentwickelt, ohne jemals zu verstummen.